Freunde des barrierefreien Lesens

Noten für alle

Es gibt einige bekannte blinde Musiker wie Stevie Wonder und Andrea Bocelli. Jedoch wissen nur wenige Menschen, wie blinde Musikerinnen und Musiker eigentlich ihrer Arbeit nachgehen. Aus der Brailleschrift, der 1825 von Louis Braille erfundenen 6-Punkte-Schrift für Blinde, entwickelte der junge Franzose Mitte des 19. Jahrhunderts auch eine Notenschrift. Ähnlich wie bei der Brailleschrift werden den Noten und musikalischen Zeichen Punktekombinationen zugewiesen, die dann erhaben gedruckt und mit den Händen gelesen bzw. erfühlt werden.

Seit vielen Jahren stellt das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen solche Braillenoten her. Derzeit zählen mehr als 7000 Notentitel und musiktheoretische Werke zum Bestand der Musikbibliothek. Wenn blinde oder sehbehinderte Menschen Noten bestellen, werden diese vom dzb lesen übertragen und zur Verfügung gestellt. Es sind bei weitem noch nicht alle Notenwerke in Braille übertragen worden. Mehr als 98 Prozent der vorhandenen Noten sind für blinde und sehbehinderte Musiker nicht zugänglich.

Wir möchten das ändern und mehr Noten übertragen. Mit einer Noten-Patenschaft übernehmen die Patinnen und Paten Verantwortung und helfen, sehbehinderten und blinden Musizierenden einen gleichberechtigten Zugang zu Musikalien zu ermöglichen. Um die nachfolgenden musikalischen Werke übertragen zu können, suchen wir Noten-Patinnen und Noten-Paten. Helfen Sie mit und übernehmen Sie eine Bronzene, Silberne oder gar Goldene Noten-Patenschaft.

Wählen Sie einen Notentitel, den Sie für blinde und sehbehinderte Musikerinnen und Musiker zugänglich machen wollen:

Autor Titel Format

Mykola Dmytrowytsch Leontowytsch (Leontovich, 1877-1921) war ein ukrainischer Komponist, Chorleiter und Lehrer. Er komponierte über 150 weltliche und geistliche Chorwerke, die in der Regel von ukrainischen Volksliedern inspiriert waren.
Sein bekanntestes Werk ist "Schtschedryk" ("Ščedryk"), ein Lied zum Orthodoxen Neujahrsfest. Leontovich hatte dieses Lied für vierstimmigen gemischten Chor ca. 1904 geschrieben, 1916 wurde es uraufgeführt. Peter Joseph Wilhousky (1902-1978), ein Amerikaner ukrainischer Abstammung, adaptierte es 1936 auf Englisch unter dem Titel "Carol of the Bells". Heute gehört "Carol of the Bells" zu den 25 meistgespielten Weihnachtsliedern des 20. Jahrhunderts, besonders im englischsprachigen Raum. John Williams hat das Stück für den Film "Home Alone" (1990) bearbeitet.
Die besondere Atmosphäre des Liedes wurde von Zeitgenossen von Anfang an geschätzt. Das erste Motiv – eine einfache Melodie aus vier Tönen mit unterschiedlicher Harmonisierung – bleibt einem als einer der schönsten Ohrwürmer noch lange im Gedächtnis.
Wir bieten zum ersten Mal "Carol of the Bells" in Braille an. Es werden 3 verschiedene Varianten übertragen – für gemischten Chor mit Klavier, für Frauenchor mit Klavier und für Klavier zu vier Händen.

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Jacob van Eyck (um 1590-1657), ein von Geburt an blinder Musiker und Komponist, gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Frühbarock. Er wirkte in Utrecht als Glockenspieler, Sachverständiger für Kirchenglocken und Blockflötenvirtuose. René Descartes rühmte sein scharfes Gehör.
Sein Hauptwerk „Der Fluyten Lust-hof“ für Sopran-Blockflöte, eine Sammlung von etwa 150 Kompositionen nach (damals) populären Volks- oder Kirchenliedern, die 1644-1654 veröffentlicht wurde, ist weltbekannt. Jedoch existiert bislang keine vollständige Ausgabe davon in Braille. Das wollen wir mit unserem Notenpatenschaftsprojekt „Jacob van Eyck“ ändern! Helfen Sie mit, Blockflötistinnen und Blockflötisten dieses anspruchsvolle Werk der europäischen Musik zugänglich zu machen.

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Die "Inventionen und Sinfonien" von Johann Sebastian Bach (1685-1750) sind eine Sammlung von polyphonen Sätzen für Tasteninstrument, die aus 15 zweistimmigen "Inventionen" (BWV 772-786) und 15 dreistimmigen "Sinfonien" (BWV 787-801) besteht. Sie ist in den Jahren 1720-1723 entstanden. Der Komponist ordnete die "Inventionen und Sinfonien" aufsteigend nach Tonarten, die zu jener Zeit gebräuchlich waren.
Diese Sammlung war schon im Klavierunterricht des Komponisten ein fester Bestandteil der Studienliteratur. Bachs "Inventionen und Sinfonien" gelten bis heute zu Recht als unverzichtbar im Leben eines Pianisten oder einer Pianistin. Der Komponist selbst nennt sein Werk in der berühmten Vorrede (1723) eine "Anleitung", die den Schülern und den Klavierliebhabern lehrt, sowohl mit zwei als auch mit drei Stimmen "wohl zu verfahren", die "cantable Art im Spielen zu erlangen" und "einen Vorschmack von der Composition" zu bekommen. Den musikalischen Mikrokosmos "Inventionen und Sinfonien" beschreibt der weltberühmte Dirigent und Musikschriftsteller Nikolaus Harnoncourt wie folgt: "Er [Bach] erzählt vielleicht so unsagbar glückhafte Dinge, dass der Zuhörer vor Freude Tränen vergießen muss oder aus tiefster Verzweiflung. Diese Dinge sind nicht in Worte zu fassen, aber für den Komponisten sind sie konkretisierbar in Tönen".
Die "Inventionen und Sinfonien" werden nach der besten und originaltreuen Ausgabe des Bärenreiter-Verlags in Braille übertragen, deren Grundlage die Neue Bach-Gesamtausgabe ist.

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Heinrich Scheidemann ist der bedeutendste Komponist für Orgelwerke des frühen 17. Jahrhunderts und Mitbegründer der Norddeutschen Orgelschule, die später Johann Sebastian Bach maßgeblich beeinflussen sollte. Scheidemann verband den Stil des in Venedig geschulten Niederländers Sweelinck, der an der Orgel den Übergang von der Renaissance zum Barock markierte, mit den musikalischen und technischen Möglichkeiten der norddeutschen Barockorgel zu einer spezifischen Orgelsprache. Diese erste komplette, vierbändige Ausgabe der Werke Scheidemanns (Musikverlag Schott) umfasst seine Choralbearbeitungen, Magnificat-Zyklen, freie Kompositionen und Motettenkolorierungen.

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"Die vier Jahreszeiten" (italienisch Le quattro stagioni), op.8 (1725), ist das bekannteste Werk Antonio Vivaldis. Es handelt sich um vier Violinkonzerte mit außermusikalischem Programm: jedes Konzert porträtiert eine Jahreszeit - La primavera (Der Frühling, RV 269), L’estate (Der Sommer, RV 315), L’autunno (Der Herbst, RV 293) und L’inverno (Der Winter, RV 297). Dazu ist den einzelnen Konzerten jeweils ein – vermutlich von Vivaldi selbst geschriebenes – Sonett vorangestellt; fortlaufende Buchstaben vor den einzelnen Zeilen und an den entsprechenden Stellen in der Partitur ordnen die verbale Beschreibung der Musik zu. Die Erfahrung Vivaldis als virtuoser Geiger erlaubte ihm den Zugriff auf besonders wirkungsvolle Spieltechniken und als Opernkomponist hatte er einen starken Sinn für Effekte entwickelt. Wie der Titel bereits nahelegt, werden in den Konzerten vor allem Naturerscheinungen wie sanfte Winde, heftige Stürme, Gewitter und verschiedene Vogelstimmen imitiert. In Kontrast dazu werden eine Jagd, ein Bauerntanz, Schlittschuhlaufen usw. gesetzt.

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